Der Vorsitzende begrüßt zu diesem Tagesordnungspunkt Herrn Helm, der mit der Betriebsleitung und Betriebsausführung im Gemeindewald beauftragt ist. Herr Helm bedankt sich zunächst für die Einladung und freut sich darüber, dass er sich nach drei Jahren im Gemeinderat vorstellen kann. Herr Helm teilt mit, dass er in München geboren wurde. Er hat dann in München Forstwissenschaft studiert. Danach arbeitete er 10 Jahre lang in einem Familienbetrieb im Bereich des Holzhandels. Im Jahr 2004 begann er dann bei der Firma Stora Enzo als Holzeinkäufer zu arbeiten. Seit dieser Zeit lebt er in Kulmbach. Seit dem Jahr 2015 arbeitet Herr Helm freiberuflich als Forstsachverständiger und Waldbetreuer. Insgesamt betreut Herr Helm 1.200 Hektar Wald. Halbtags ist er für die Betreuung des Waldes der Familie zu Guttenberg zuständig (600 Hektar). Der Gemeindewald der Gemeinde Weitramsdorf hat eine Fläche von 180 Hektar.

 

Im Anschluss daran zeigt Herr Helm den Betriebsvollzug im Jahr 2020 auf. Er stellt fest, dass das Jahr 2020 für die Forstwirtschaft insgesamt ein sehr schlechtes Jahr gewesen ist. Das gilt auch für den Forstbetrieb der Gemeinde Weitramsdorf. Herr Helm informiert, dass der Jahressolleinschlag des gemeindlichen Forstbetriebes bei ca. 1.000 Festmetern liegt. Im vergangenen Jahr wurden 3.900 Festmeter eingeschlagen. Das entspricht dem 3,9-fachen Hiebssatz. Lediglich 640 Festmeter wurden im Rahmen der planmäßigen Nutzung entnommen. Der Rest entfällt auf Kalamitätsholz, welches hauptsächlich vom Borkenkäfer befallen war und aus Forstschutzgründen entnommen werden musste. Bis zum Mai bzw. Juni wurde im Gemeindewald planmäßig gearbeitet. Dann wurde es sehr warm und trocken und die Bedingungen für den Borkenkäfer waren bestens. Dadurch kam es zu einer Massenvermehrung, was zu den hohen Schadholzmengen geführt hat. Aufgrund der Tatsache, dass die Holzindustrie das Holz nicht abgefahren hat, musste es aus Forstschutzgründen auf den Lagerplatz zwischen Tambach und Neundorf gefahren werden. Die gesamten Maßnahmen, die vom Borkenkäfer verursacht wurden, wurden vom Forstamt (Freistaat Bayern) gefördert. Insgesamt sind im Gemeindewald Schadflächen von ca. 4,5 Hektar entstanden. Hiervon ist eine Fläche von 1 Hektar komplett kahl. Über dem Rest steht noch ein Kieferschirm von ca. 100 Festmetern pro Hektar. Derzeit laufen die Abstimmungen mit dem Forstamt für die Wiederbestockung der Flächen. Die Pflanzarbeiten sollen im Herbst beginnen. Aufgrund der großen Flächen ist davon auszugehen, dass sich die Pflanzarbeiten auf mehrere Jahre verteilen werden, da es schwierig ist, die nötigen Pflanzen und das Zaunbaumaterial zu beschaffen. Insgesamt ist geplant, dass ca. 23.000 Pflanzen ausgebracht werden. Die Verteilung der Pflanzmaßnahmen bringt auch eine Risikostreuung mit sich, die aufgrund der hohen Kosten für die Wiederbestockung sehr wichtig ist.

 

GR U. Kräußlich fragt nach, warum immer noch viele Holzpolter im Gemeindewald liegen. Im Bereich Spitzberg liegt sogar noch ein Polter Hackholz, welches noch immer nicht verarbeitet und abgefahren wurde. Weiterhin wird nachgefragt, was auf der großen Schadfläche in der Eichleite vorgesehen ist. Herr Helm antwortet, dass in der Eichleite eine Anpflanzung und Zäunung der Fläche vorgesehen ist. Die Gefahr, dass diese Fläche verunkrautet, schätzt Herr Helm eher gering ein. Er ist der Auffassung, dass sich der Boden über den Sommer umsetzen kann, sodass dann im Herbst viele Nährstoffe für die Pflanzen zur Verfügung stehen werden. Bezüglich der Polter führt Herr Helm aus, dass allenfalls noch Brennholzpolter im Wald liegen, die derzeit von den Käufern aufgearbeitet werden. Alle anderen Polter, die noch vorhanden sind, sind nicht forstschutzrelevant.

 

GR Kupfer fragt nach, ob es aufgrund der hohen Einkaufspreise für Bauholz nicht sinnvoll wäre, Baumaterial aus eigenen Bäumen schneiden zu lassen und dieses dann für die verschiedenen Projekte einzulagern. Herr Helm stellt fest, dass eine solche Eigennutzung durchaus sinnvoll ist. In einem seiner anderen Reviere wird dies auch so praktiziert. Er würde es begrüßen, wenn die Gemeinde bei schlechten Marktlagen Holz selbst verwerten würde.

 

GR Zapf fragt nach, wie Herr Helm die Käfersituation im Jahr 2021 einschätzt. Herr Helm antwortet, dass er hier tatsächlich nur eine Einschätzung abgeben kann, da die Entwicklung derzeit von niemandem absehbar ist. Gemäß den ermittelten Niederschlagsmessungen in Deutschland ist das Jahr 2021 gegenüber dem Jahr 2020 trockener. Lediglich die niedrigen Temperaturen verlangsamen den Entwicklungszyklus des Käfers. Bei Wetteränderung hin zu wärmerem und trockenerem Wetter ist davon auszugehen, dass sich der Borkenkäfer erneut stark ausbreiten wird. Es ist auch dann wieder mit größeren Schadholzmengen zu rechnen. Positiv ist für die Gemeinde allerdings, dass der Holzmarkt in diesem Jahr deutlich besser ist als im vergangenen, sodass bessere Preise erzielt werden können. Weiterhin hat man bei guten Preisen und zeitnaher Holzabfuhr die Möglichkeit, auch geringe Mengen an Frischholz einzuschlagen und die Polter für einige Zeit im Wald zu belassen. Der Käfer bohrt sich dann vorwiegend in solche Stämme ein und wird noch vor dem Ausfliegen mit aus dem Wald abtransportiert. Leider sind dennoch einige Sorten, wie etwa das Papierholz derzeit überhaupt nicht nachgefragt.

 

GR U. Kräußlich fragt nach, wie Herr Helm mit den geschädigten bzw. abgestorbenen Kiefern, die noch im Gemeindewald stehen, umgehen will. Herr Helm führt aus, dass bei Wasserknappheit alle Bäume Probleme haben. Der Prachtkäfer befällt die Kiefern erst sehr spät, wenn sie bereits fast abgestorben sind. Er stellt aus diesem Grund kein besonders großes Forstschutzproblem dar. Solange keine kostendeckende Ernte der Bäume möglich ist, können diese im Wald verbleiben, ohne dass davon große Gefahren ausgehen.

 

GR M. Kräußlich fragt nach, welche Baumarten auf den Schadflächen gepflanzt werden sollen und ob auch exotische Baumarten, die vielleicht besser mit trockenen Standorten klarkommen mit ausgebracht werden sollen. Herr Helm führt aus, dass Baumarten wie die Eiche, Spitzahorn, Elsbeere, Kirsche und Speierling zur Pflanzung vorgesehen sind. Die Ausbringung von wirklichen Exoten gestaltet sich schwierig, weil es beispielsweise kein zertifiziertes Saatgut gibt. Zudem wird der Anbau solcher Baumarten auch nicht vom Freistaat Bayern gefördert, sodass die Gemeinde die Kosten alleine tragen müsste. Weiterhin müsse man auch die Sinnhaftigkeit der Pflanzung solcher Baumarten hinterfragen, da nicht klar ist, wie sich die Bäume auf unseren Standorten entwickeln. Grundsätzlich ist jedoch das waldbauliche Ziel, möglichst viele Baumarten auf der Fläche auszubringen, um Risikostreuung zu betreiben. Sollte jemand Vorschläge für bestimmte Baumarten haben, kann er sich gerne an Herrn Helm wenden. Sicher ist laut Herrn Helm, dass die Fichte im Reinbestand oder in hoher Anzahl auf der Fläche in unserer Region keine Zukunft mehr hat. Selbst das Fortbestehen der Kiefer sei fraglich.

 

Da es im Anschluss keine weiteren Fragen an Herrn Helm gibt, bedankt sich der Vorsitzende für sein Kommen und verabschiedet ihn.